Hier finden Sie aktuelle Berichte über den Stand des Projekts. Angaben zu unserer Öffentlichkeitsarbeit und sonstige Neuigkeiten.
3D-Erfassung von Do X Strukturknoten des Tragwerks (Mai/Juni 2022)
Bei einer Recherche zu Dokumenten und Artefakten der Do X in Italien stießen wir im Turiner Polytechnikum auf eine Sammlung eines Professors Gabrielli. In dieser Sammlung befinden sich strukturelle Teile des Tragwerks der Do X.
Drei der fünf Strukturteile der Sammlung Gabrielli (© Politecnico di Torino)
Insgesamt gibt es fünf Do X Strukturteile in dieser Sammlung. Drei davon scheinen Originalteile aus den verschrotteten Do X der italienischen Marine zu sein. Zwei Teile sind offensichtlich Nachbauten der Originalteile. Zwei von diesen Teilen (mittleres und rechtes Bild) befinden sich zurzeit als Leihgabe des Turiner Polytechnikums im Archiv des Dornier Museums in Friedrichshafen.
Da in der nächsten Stufe der Nachkonstruktion der Do X das Tragwerk nachkonstruiert werden soll und die Informationslage hier nicht so umfangreich wie beim Rumpf ist, wäre es hilfreich, diese Strukturteile zu vermessen oder noch besser dreidimensional zu erfassen.
Herr Nietfeld, Inhaber der Firma ncd Nietfeld GmbH, erklärte sich auf Anfrage nach einer 3D-Erfassung freundlicherweise bereit, die beiden Strukturteile im Dornier Museum lasertechnisch für den Freundeskreis Do X zu erfassen. Nun fehlte noch die Freigabe von dem Verantwortlichen der Sammlung des Turiner Polytechnikums. Auch diese erhielt der Freundeskreis. Somit stand einer 3D-Erfassung nichts mehr im Wege.
Die 3D-Erfassung wurde von der Firma ncd Nietfeld GmbH am 18.05.2022 im Archiv des Dornier Museums durchgeführt und dauerte circa zwei Stunden. Die Ergebnisse der Erfassung sind auf den folgenden beiden Bildern zu sehen.
Die erfassten Pixeldaten wurden von der Firma Nietfeld in ein STL-Format umgewandelt und dem Freundeskreis Anfang Juni zur Verfügung gestellt. Bei diesem Format werden Oberflächen des Strukturteils über Dreiecke angenähert. Der Freundes- und Förderkreis Do X bedankt bei sich bei der Firma ncd Nietfeld GmbH für die 3D-Erfassung der Do X Strukturteile.
Eine erste Analyse der erhaltenen Daten ergab eine sehr gute Brauchbarkeit für das Do X Projekt. Michael Schliep begann umgehend mit einer Umsetzung der Daten in ein CAD Model.
Bei dieser Umsetzung wurde festgestellt, dass die Strukturteile verzogen und verbogen sind. Dieser Umstand stützt die These, dass diese Teile nicht extra hergestellt wurden, sondern offensichtlich aus dem Tragwerk einer italienischen Do X herausgeschnitten wurden. Die Tatsache, dass Schnittkanten mitten durch Nieten laufen stützt auch diese These, denn derartig dürften wohl keine Modelle aufgebaut worden sein.
Das folgende Bild zeigt die CAD Umsetzung mit den Scandaten (blau). Die Darstellung verdeutlicht die Abweichungen der Strukturteile von der idealen CAD Konstruktion.
Nachdem die CAD Umsetzung vorlag, musste die Position und Ausrichtung der Strukturteile in der Konstruktion der Do X gefunden werden. Da die Strukturteile offensichtlich aus dem Tragwerk der Do X stammen, wurden die verfügbaren Bilder des Tragwerks genauer untersucht. Eine Übereinstimmung zwischen den Strukturteilen ergab sich im Bereich der mittleren beiden Triebwerksgondeln am Mittelholm.
Ein Strukturteil konnte direkt an die entsprechende Stelle der Gesamtkonstruktion eingefügt werden und passte sehr gut. Die folgenden zwei Bilder zeigen die entsprechende Stelle innerhalb der Do X.
Die Strukturteile geben wichtige Informationen über die Dimensionen der verwendeten Materialien. In diesem Fall zeigt das Strukturteil, dass die Dimensionen des Holms in der Vorkonstruktion zu groß angenommen wurden und es zeigt, dass eine Querverbindung in der Vorkonstruktion fehlt.
Der Knoten 1 konnte als Anlenkpunkt für die Stützen der Motorgondeln am Tragwerk identifiziert werden. Leider weichen die italienischen Gondeln etwas von der deutschen Version ab, da andere Motore verbaut wurden. Dennoch gibt dieses Bauteil Aufschlüsse zur Dimensionierung und der konstruktiven Vorgehensweise der damaligen Zeit.
Wir sind für jedes Puzzleteil dankbar, welches es uns ermöglicht, die Do X noch genauer nachzubauen.
An dieser Stelle möchten wir nochmals der Firma ncd Nietfeld GmbH und Herrn Nietfeld für die 3D-Erfassung der Strukturteile und die Unterstützung des Do X Projekts danken. Außerdem danken wir Frau Bongiovanni und Herrn Mattone vom Polytechnikum Turin für die Bewilligung für die 3D-Erfassung der Strukturteile.
Do X Präsentation auf der Aero 2022 Messe Friedrichshafen (April/Mai 2022)
Zur Aero 2022 Messe bot sich zum ersten Mal die Gelegenheit den Freundes- und Förderkreis Do X in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Bis zu dieser Gelegenheit wurde der Verein immer durch die Corona Situation ausgebremst. Zur Aero 2022 Messe konnten wir auch zu ersten Mal den Grundstein für die Do X, den Spant 44, der Öffentlichkeit vorstellen. Der Freundeskreis erhielt vom Dornier Museum einen Teil deren Messefläche.
Der Do X Messestand zeigte den Spant 44, ein System zur Darstellung einer Do X Virtual Reality Show, einen Monitor zur Darstellung eines Videos mit dem Entstehungsprozess des Spants von der Konstruktion bis zur Produktion, ein großformatiges Plakat der Do X als weiteren Eyecatcher und ein Rollup mit dem Originalfoto von Spant 44 zum Vergleich mit dem hergestellten Spant.
Die größte Herausforderung für den Messestand war die Präsentation des Spants, denn dieses 6m hohe, 4,8m breite und zirka 90 Kg schwere Exponat sollte aufrecht in der Halle stehen. Es wurde also die Projektleitung der Messe angesprochen, ob eine Aufhängung des Spants an der Decke der Messehalle möglich ist. Nachdem die wichtigsten Daten (Maße/Gewicht/Aufhängepunkte) des Exponats an die Projektleitung übermittelt wurden, erhielten wir die Erlaubnis zur Deckenbefestigung.
Zirka zwei Wochen vor dem Beginn der Messe wurde in Zusammenarbeit mit dem Dornier Museum die Planung des Messestands durchgeführt. Auf Basis eines Hallen- und Deckenplans und eines CAD Entwurf des vorgesehenen Messestands wurde mit dem Museum festgelegt wie die Exponate und weiteren Gegenstände aufgestellt werden sollten.
Zwei Tage vor Messebeginn erfolgte durch eine Spezialfirma die Anbringung der Aufhängung für den Spant an der Deckenkonstruktion. Die Höhe der Aufhängung wurde so eingestellt, dass der Spant zirka 5 cm über den Boden schwebte. Der endgültige Abstand konnte aber noch justiert werden. Am gleichen Tag wurde der Spant aus Ungarn angeliefert. Das Exponat war in drei Teilsegmenten angeliefert worden und musste erst einmal zusammengebaut werden. Für die Aufteilung des Spants war der Bogen des Cockpit-Dachs abnehmbar und der verbleibende Teil des Spants wurde in der Mitte, dort wo später die Verbindungen zum Mittellängsträger sitzen, geteilt.
Der Zusammenbau des Spants erfolgte durch Mitglieder des Do X Freundeskreises gemäß einer Zusammenbau-Anleitung von der Herstellerfirma und dauerte zirka eine Stunde.
Der Spant ist mit zwei Aufhängeösen in Höhe des Cockpitbodens versehen um ein Aufhängen des Spants zu ermöglichen. Zum Aufrichten des Spants wurden durch die Ösen der Aufhängung Seile zu den Ösen des Spants geführt und dort befestigt. Durch ziehen am anderen Ende des Seils wurde der Spant langsam aufgerichtet. Nachdem der Spant senkrecht stand wurden die Ösen von Spant und Aufhängung durch Schäkel verbunden. Der Spant wurde außerdem am Boden durch eine massive Metallplatte fixiert, damit er nicht schwingen konnte.
Einen Tag vor Eröffnung der Messe erfolgte der Aufbau der restlichen Standkomponenten (TV-Monitor, Virtual Reality System, Plakat und Roll-Up). Das Virtual Reality System bestand aus zwei VR Brillen und einem VR-Server.
Das VR System zeigt dem Betrachter mehrere Do X Szenarien. Auf einer VR Brille wurde permanent die Do X von außen gezeigt, in 1:1 versteht sich. In diesem Szenario kann der Betrachter um die Do X herumlaufen und sie auch bis hoch zu den Motoren besteigen.
Auf der zweiten VR-Brille wurden die Innereien der Do X, wie Cockpit, Motor-Kontrollraum, Hilfsmaschinenraum, die Passagierkabine oder das Strukturelle Gerüst der Maschine, gezeigt.
Zum Abschluss der Vorbereitungen wurden die Funktionen des VR-Systems noch einmal getestet.

In den Messetagen vom 27. bis 30. April besuchten viele Menschen den Messestand und waren von der Größe des Spants beeindruckt sowie von der VR-Show begeistert. So hatte noch keiner der Besucher die Do X bisher gesehen.
Hier einige Szenen aus der VR-Show:
Hier der Kommentar von Nelson Vaz (Leiter Marketing und Sales bei Dornier Seawings): „The VR experience is remarkable. The level of detail and sense of reality is truly outstanding. By walking around the Do X one could have an enhanced perception of the extraordinary physical dimensions and unique design characteristics of this dream machine. For a few minutes I was transported to another place and time, really enjoyed it.”
Alles in allem war die Messebeteiligung an der Aero 2022 ein großer Erfolg für den Freundeskreis Do X. Vielen Dank an das Dornier Museum, welches diese Messebeteiligung möglich gemacht hat.
Am 1. Mai wurde der Messestand wieder abgebaut. Der Spant wieder in drei Teilsegmente zerlegt um ihn besser transportieren und einlagern zu können. Leider gibt es bisher keinen besseren Platz für den Spant als die Garage eines Freundeskreis-Mitglieds.

————————— Der Grundstein für Do X ist fertig —————————
Das erste Bauteil zum Nachbau des Flugschiffs Dornier Do X ist fertig. Gut 8 Jahre hat es gedauert, um aus dem nichts, es gab ja keine detaillierten Konstruktionspläne mehr, das erste Bauteil herzustellen. 2014 hat die Nachkonstruktion der Do X begonnen. Seitdem haben insgesamt 112 Studentinnen und Studenten der Dualen Hochschulen Friedrichshafen, Mosbach und Lörrach am Do X Projekt gearbeitet und dabei 33600 Stunden geleistet.
In den drei Phasen, Strak Erstellung, Vorkonstruktion und Detailkonstruktion wurde aus wenigen Übersichtszeichnungen und Bildern aus der Bauphase des Flugschiffs wieder Baupläne erstellt. Diese Baupläne sind so exakt wie möglich um einen originalen Nachbau der Do X zu ermöglichen.
Der nun fertiggestellte Spant 44 unterstreicht diese Originalität und den Anspruch des Freundes- und Förderkreis Do X e.V., das legendäre Flugschiff Do X so originalgetreu wie möglich wieder aufzubauen. Das Bauteil entspricht zu 99% dem ursprünglichen Spant der Do X. Abweichungen werden nur durch Ungenauigkeiten in der Messung der genutzten Übersichtszeichnung bzw. Bildern verursacht. Und der Spant beweist eindrücklich, das ein Nachbau der Do X nicht mehr unmöglich ist.
Der Spant 44 wurde bei der Firma Ali Storiche 57 gebaut, einer Firma, die schon den Dornier Wal und das Dornier Merkur Flugzeug als Nachbau realisiert hat.
Die verwendeten Übersichtszeichnungen und Bilder aus der Bauphase der Do X würden dem Verein freundlicherweise vom Staatsarchiv St. Gallen zur Verfügung gestellt.
————————— Die Bauphase von Spant 44 von September bis November 2021 —————————
Das erste Bauteil für den Nachbau der Do X wird der Rumpfspant 44 sein. Dieses gigantische Bauteil mit den Maßen 6 x 4,60 m ist praktisch der Grundstein für den Nachbau der legendären Do X.
Neben der reinen Präsentation des Bauteils soll der Spant beweisen, dass ein Nachbau der Do X grundsätzlich und originalgetreu möglich ist. Der angefertigte erste Spant unterstreicht diese Originalität und den Anspruch des Freundes- und Förderkreis Do X e.V., das legendäre Flugschiff Do X so originalgetreu wie möglich wieder aufzubauen.

Spant 44 wurde im August 2021 beauftragt und wird in Hereg, Ungarn, von der Firma Ali Storiche 57 kft gebaut. Diese Firma hat auch schon den Wal und den Merkur für das Dornier Museum in Friedrichshafen hergestellt.
Vor dem Bau von Do X Spanten musste aufgrund der Dimensionen der Bauteile ein neuer Integrationstisch für den Zusammenbau der Komponenten aufgebaut werden. Der Tisch hat die Maße des größten Do X Spants (6,5 x 5 m) und ist aus zwei Teiltischen aufgebaut.

Die Herstellung der Teilkomponenten (Profile) erfolgt größtenteils durch Handarbeit. Da es sich hier um Einzelstücke und nicht um eine Serienfertigung handelt, wäre eine maschinelle Herstellung spezieller Profile, zum Beispiel durch Walzen, unwirtschaftlich.
Für die Herstellung von Spanten werden verschiedenen Profilarten, wie zum Beispiel U-Profile, U-Profile mit Bord, L-Profile, T-Profile, Vierkantprofile und A-Profile, benötigt. Bei den A-Profilen wird noch zwischen normalen A-Profilen und A-Profilen mit Schmiege (Strak-Anpassung) unterschieden.
Die Herstellung von A-Profilen läuft folgendermaßen ab. Zunächst wird eine zirka 150 cm lange Urform aus Stahl für die äußere Rundung des A-Profils hergestellt. Diese Urform wird in eine Presse eingelegt. Auf diese Urform wird zunächst ein zugeschnittener Streifen Aluminium und anschließend ein Stahlrohr für die innere Rundung des A-Profils gelegt. Dann wird mit der Presse das Stahlrohr mittels eines Holzbrettes in die Urform gedrückt und dadurch das Aluminium in Form gebracht. Als nächstes wird das geformte Aluminium in Schraubstöcken eingespannt und die beiden Laschen durch Hammerschläge abgekantet. Zur Fertigstellung wird das A-Profil gegeben falls noch gerichtet. Wenn längere Profile wie die so hergestellten Teile notwendig sind, dann werden mehrere Elemente des A-Profils zusammengenietet.
U-Profile und U-Profile mit Bord werden an der Abkantbank hergestellt. Für ein U-Profil wird der vorbereitete Aluminiumstreifen in der Abkantbank an den langen Seiten zweimal abgekantet. Für ein U-Profil mit Bord wird das abgekantete Blech an den langen Seiten nochmals abgekantet.
L-Profile werden ebenfalls in der Abkantbank hergestellt. T-Profile werden aus zwei L-Profilen hergestellt. Vierkantprofile sind Teile, die zugekauft werden.
Und hier jetzt einige Bilder von der Integration der einzelnen Profile zum Spant 44.

————————— Erfolgreicher Abschluß des 7. Jahrgangs der Nachkonstruktion im Juli 2021 —————————
Bis Juli 2021 haben 41 Studenten der Dualen Hochschulen Mosbach, Lörrach und Friedrichshafen an der detaillierten Rekonstruktion der Do X gearbeitet. Im Rahmen dieses Jahrgangs wird die Konstruktion des Rumpfs der Do X weitestgehend fertig gestellt sein.
Nach Beendigung dieses Jahrgangs haben insgesamt 112 Studentinnen und Studenten am Projekt gearbeitet und dabei 33600 Stunden geleistet.
Das Ergebnis der Arbeiten zum Jour Fix im Februar 2021 zeigen die folgenden Bilder. Die Do X ist zusammengesetzt aus Detailkonstruktion (grüne Elemente), Vorkonstruktion (graue Elemente) und Strak (Außenhaut).